© Traunerlfahren am Wolfgangsee
Traunerlfahren am Wolfgangsee
Traunerlfahren am Wolfgangsee

Traunerlfahren
am Wolfgangsee

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Traunerlfahren: Eine wunderbare Tradition lebt wieder auf

Einst prägten kiellose schlanke Holzschiffe das Bild des Wolfgangsees: Seit dem Mittelalter wurden auf ihnen Menschen, Tiere und Waren transportiert. Die bis zu zehn Meter langen Boote waren an ihrem vorderen Ende typischerweise weit nach oben gebogen, was die Manövrierfähigkeit verbessern sollte. Trotzdem war es für den stehenden Ruderer nicht einfach, das voll besetzte Boot sicher über den See zu steuern. Vor allem die wechselnden Windverhältnisse verlangten den „Gondolieri“ jede Menge ab. Vielleicht verschwanden die Traunerl im 20. Jahrhundert deshalb mehr und mehr vom Wolfgangsee. Vor einigen Jahren wurden gar nur noch 20 bis 25 Exemplare gezählt. Umso schöner ist es, dass einige engagierte Menschen die Tradition der Traunerl wieder aufleben lassen. Und nicht nur das: Wer möchte, kann sogar an einer romantischen Traunerlausfahrt am Wolfgangsee teilnehmen!

Die Geschichte der Traunerl

© Traunerl am Wolfgangsee
Traunerl am Wolfgangsee
© Traunerlfahrt am Wolfgangsee
Traunerlfahrt am Wolfgangsee

Wie es heißt, sollen schon im Mittelalter, während der großen Wallfahrtsbewegung, zahlreiche Holzboote zwischen St. Gilgen – Fürberg, Strobl und St. Wolfgang als Wallfahrerziel unterwegs gewesen sein. Da die Boote zu dieser Zeit aber noch größer und voller besetzt waren, wurden meist vier stehende Ruderknechte eingesetzt. Damit das entsprechende „Verkehrsaufkommen“ auf dem See nicht überhandnahm, gab es sogar Grenzen. So legte die Schifffahrtsordnung der Schöffleute schon im Frühjahr 1647 fest, dass von St. Gilgen und St. Wolfgang jeweils 14 Traunerl verkehren durften. Ein Schöffmeister wachte über die Einhaltung dieses Gesetzes. Natürlich waren die Fahrten schon damals nicht umsonst: Die Wallfahrergruppen mussten für die Strecke von St. Wolfgang nach Strobl (etwa eine Stunde Fahrtzeit) 50 Kreuzer zahlen, für die etwas längere Strecke von St. Wolfgang nach St. Gilgen (eineinhalb Stunden) wurden 70 Kreuzer berechnet. In der heutigen Zeit wären das umgerechnet etwa 17 Euro.

Mehr als 200 Jahre später waren die Traunerl noch immer sehr verbreitet. So sehr, dass Königin Victoria von England im Jahre 1868 unbedingt selbst das stehende Rudern auf dem Wolfgangsee erlernen wollte. Zwar wurde ihr die Reise ins Salzkammergut aus Staatsräson verboten, wenig später unternahm sie jedoch gemeinsam mit ihren beiden Töchtern Louise und Beatrice eine Reise in die Schweiz an den Luzerner See. Dort ging dann ihr Herzenswunsch in Erfüllung und sie steuerte stehend ein Traunerl. Auf der „Isle of White“ können heute noch von der Königin gemalte Aquarelle bewundert werden, die sie selbst stehend und rudernd auf dem Holzboot zeigen.

Mit der Einführung der Dampfschiffe verloren die Boote jedoch zunehmend an Bedeutung. Die neuen Verkehrsmittel ermöglichten schließlich eine schnellere, komfortablere und auch günstigere Beförderung von Personen, Tiere und Gütern. Die schöne alte Tradition des Bootsbauens im Salzkammergut ist jedoch noch lange nicht vorbei, ganz im Gegenteil: Sie lebt gerade wieder richtig auf! Und jeder kann dabei sein!

Die Wiedergeburt einer uralten Handwerkskunst

© Traunerlverein Sigi Falkensteiner
Traunerlverein Sigi Falkensteiner
© Traunerl zum Wolfgangsee
Traunerl zum Wolfgangsee
© Traunerlverein Wolfgangsee
Traunerlverein Wolfgangsee

Sigi Falkensteiner ist ein echtes Wolfgangseer Urgestein. Der Gastronom, den viele unter dem Namen Leopoldbauer kennen, ist Betreiber des Leopoldhofs, der Dorfalm und des Wellnessalm in St. Wolfgang. Schon in seiner Kindheit begleitete ihn das Traunerl. Dass die lieb gewonnene Tradition der Holzboote vor einigen Jahren vor dem Untergang stand, betrübte ihn damals zutiefst.

Kurzerhand gründete er 2014 mit einigen Gleichgesinnten den Verein „Naturerlebnis Traunerl“, der mittlerweile rund 25 Mitglieder zählt. Ziel des Vereins ist es, die Traunerl wieder zu einem festen Bestandteil der Kulturlandschaft am Wolfgangsee werden zu lassen. Würden die Holzboote für immer verschwinden, ginge auf dem Wolfgangsee auch gleichzeitig ein Stück Poesie für immer verloren. In einem Gespräch mit unserem Redaktionsteam erzählte Falkensteiner jetzt, was es mit dem Verein genau auf sich hat.

 

Das Traunerl, ein ganz besonderes Boot

Der Verein „Naturerlebnis Traunerl" baut die traditionellen Boote selbst. Dazu entstand am Leopoldhof zunächst eine geräumige Werkstatt mit Unterstellmöglichkeit, in der die letzten Bootsbauer die Geheimnisse der uralten Handwerkskunst an Jüngere weitergaben.

Das Wissen um die Herstellung sollte auf keinen Fall in Vergessenheit geraten, zumal sich die Boote auch nur mit einer bestimmten Rudertechnik fortbewegen lassen.  Ohne gute Ruderkenntnisse würden sich die Boote nämlich nur im Kreis drehen. 

Das Engagement der Vereinsmitglieder war von Anfang an riesig und alle waren mit Feuereifer dabei. Nach dem Bau des ersten eigenen Traunerls im Mai 2014 wurde natürlich tüchtig gefeiert: mit Boots-Segnung und anschließendem Wassern. Hier, in der Werkstatt beim Leopoldhof, werden die Traunerl bis heute wie in guten alten Zeiten aus Lärchen- oder Tannenholz hergestellt. Das einzige Ruder des Bootes besteht dagegen aus Eichenholz.

Die Bäume müssen für die Bootsherstellung eine Länge von mindestens 8,5 Metern haben, verwendet wird zudem nur astfreies Holz. Bis ein Boot fertig ist, vergehen etwa vier Wochen, so der Vereins-Obmann weiter. Ein Traunerl hat grundsätzlich einen flachen Boden, schräge und nach vorne spitz zulaufende Seitenwände sowie ein gerades Heck.

Ein unvergessliches Erlebnis wie „zu Kaisers Zeiten“

Natürlich wollte sich der Verein nicht nur um den Bau der Traditionsboote kümmern: Die Traunerl sollten auch ihre ursprüngliche Bedeutung für den Wolfgangsee zurückerhalten. Die genauso praktischen wie schönen Schiffe werden auch mittlerweile tatsächlich mit großem Erfolg für Ausfahrten auf dem See eingesetzt. Und diese Ausfahrten sind für jeden Teilnehmer ein unvergessliches Erlebnis, denn sie stellen sozusagen eine Reise in die Vergangenheit dar.

Unterwegs werden Kultur und Brauchtum der Boote wieder zum Leben erweckt. Und nicht nur das. Körper, Geist und Seele kommen während der entspannten Fahrt völlig zur Ruhe und erleben Entschleunigung pur: ein klares Zeichen gegen Stress und Hektik!

Eine Ausfahrt mit dem Traunerl auf dem Wolfgangsee lässt sich also keinesfalls mit einer „normalen“ Schifffahrt vergleichen: Das bestätigt auch Sigi Falkensteiner. Die Fahrgäste nehmen das Ufer, die vorbeiziehende Landschaft und den See vollkommen anders wahr als während einer Ausflugsfahrt mit einem Motorboot.

Im Sommer finden die Traunerlfahrten bei Schönwetter übrigens jeden Dienstag von 18.00 bis 20.00 Uhr statt. Treffpunkt ist jeweils der Landgasthof Leopoldhof in Ried, der Preis beträgt derzeit 19,00 Euro pro Person.

Höhepunkt der Traunerlfahrt ist das Echoblasen an der Falkensteinwand, das bei den Ausflüglern regelmäßig für Gänsehaut und atemloses Staunen sorgt. Ab einer Teilnehmerzahl von fünf Personen sind auf Wunsch auchSonderfahrten möglich: beispielsweise mitleckerer Jause oder als gemütliche Frühstücksfahrt.